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Tonkuhle – eine Herzensangelegenheit


Tonkuhle wird 5 Jahre alt – „schon“, oder „erst“? Manchmal kommt es mir vor, als sei es weit weg, andererseits waren „meine Jahre“ bei Tonkuhle so intensiv, dass sie sich wie eine Ewigkeit anfühlten…

Was war das für eine Zeit: Jahrelanger Aufbau, Vereinsgründung, Türklinken putzen, abendfüllende Diskussionen im Spanier oder bei einem von uns Zuhause... Aus der Uni kommen, in den Anzug schmeißen und Immobilien besichtigen. Anschließend zuhause den Blazer ausziehen und sich wundern, dass man ernst genommen wurde... Dann der 27. November 2003 – wir haben die Lizenz! Unfassbar. Wir feiern in einer ehemaligen Hausmeisterwohnung in der Andreas-Passage – unser künftiges Büro!

Ein paar Wochen später müssen wir dort schon wieder raus – unser neuer Zwischenstopp heißt Panorama-Hochhaus, oberstes Stockwerk. Die Aussicht ist fantastisch, von hier aus sieht man Hildesheim erwachen – wie genial wäre ein Studio hier oben! Leider absolut nicht machbar, viel zu teuer, in dieses abgewrackte Geschoss ein Studio einzubauen... In meinem Rücken ist ein Einschussloch in der Glasscheibe, dicke Wollsocken und ein Schal – für warme Nieren – sind in der Schreibtischschublade – nichts desto trotz ziehe ich mir die erste Blasenentzündung meines Lebens zu – so zieht es durch die Ritzen...

Der Job ist heftig. 26 Jahre alt und gerade aus der Uni unterschreibe ich Architektenverträge und beschäftige mich mit Quadratmeterpreisen von Trockenbauwänden und Schallschutz. Glücklicherweise sind meine Vorstände immer ansprechbar... Wir alle rackern wie die Verrückten, hauen uns die Nächte um die Ohren mit Diskussionen über Sendeablaufpläne und Automationssoftware, planen das Funkhaus und gleichzeitig schon den Sendestart.

Einzige „Pausen“ sind das morgendliche Schwimmen, nette WG-Abende bei einem Gläschen Wein und der „Tapetenwechsel“, wenn ich alle paar Wochen zu meinem Schatz nach Hamburg fahre. Doch auch das ist nicht ganz leicht: In Hildesheim kämpfe ich um Anerkennung, als 26-jährige Frau nicht leicht. Wobei es im Team lange nicht so schwer ist wie „in der Öffentlichkeit“. Da hat der Sender anfangs eh noch den Stempel eines „Studiprojekts dieser Kulturpädagogen aus dem Elfenbeinturm, die immer total absurde Projekte anfangen, die eh nie von Dauer sind“... Und dann soll ich freitags abends Freundin sein, mich anlehnen etc.? Das geht nicht. Also gehen wir freitags mit Freunden weg und beginnen Beziehungsleben eigentlich erst samstags – Ende Sonntag-Morgen. Denn dann steht der Tag schon wieder unter dem Abschiedsstern.

Wie gut, dass mein Süßer so geduldig ist: 7,5 Jahre Fernbeziehung sollen es am Ende werden. Und eigentlich steht all diese Jahre das Radio in meinem Mittelpunkt. Sendestartparty – die HAZ ignorierts mehr oder weniger. Die Hildesheimer kommen „kucken“ und feiern mit uns. Euphorie! Doch dann das Erwachen: Die Musik finden sie gruselig, die Moderationen meist unbeholfen, weshalb das manchmal auch wirklich so ist, ist schwer vermittelbar. Wir geben nicht auf, erklären, erklären, erklären. Ernten verständnislose bis -volle Blicke, kommt es an? Irgendwie ja. Wir werden immer öfter eingeladen, „ins Boot geholt“. Ich schlage mir die Sonntage mit Neujahrsempfängen etc. um die Ohren und die Abende mit Vorträgen vor Vereinen und Senderführungen… Tagsüber ackern wir an unserem 24-Stunden-Programm und feilen gleichzeitig daran. Alle haben Ideen, wie es besser werden kann – wir versuchen zu tun was wir können - und manchmal können wir einfach nicht mehr! Das Team schiebt Überstunden über Überstunden, und ist doch immer noch dabei, wenn noch ein zusätzliches Event ansteht. So viel Begeisterung und Engagement – nach solchen Mitarbeitern leckt sich jeder die Finger. Klar sieht man manchmal Erschöpfung in den Gesichtern, doch das Team hat die wunderbare Gabe, sensibel füreinander zu sein und zu merken, wenn jemand „nicht mehr kann“ und Unterstützung oder eine Auszeit braucht.

Was haben wir - so ganz nebenbei – für Feste in der Domäne organisiert, den Schützenumzug mit unserem eigenen Wagen aufgemischt und und und! Wir haben uns als Moderatoren, DJ s und Audioguide-Produzenten ins Geschäft gebracht und – ich weiß nicht wie vielen – Pratikantinnen und Praktikanten einen Einblick ins Radio ermöglicht.

Allerdings wäre es ohne sie auch nicht gegangen – ohne sie und die ganzen Ehrenamtlichen! Tag für Tag waren sie im Sender, auf Infoständen und auf den Festen, haben dem Radio Sternstunden-Sendungen beschert und Buttons gestanzt, Bier ausgeschenkt und vor allem: Uns immer wieder bestärkt in dem was wir tun! Weil sie an uns geglaubt haben, den Sender nach Außen verkauft haben – sie waren unsere besten „Außendienstler“. Und oft meine Motivation: Wenn es so viele gibt, die dieses Projekt mit einem solchen Elan unterstützen, ohne auch nur einen Cent dafür zu bekommen, dann muss man auch selbst ALLES dafür geben!

Offensichtlich läufts bestens weiter. Ich selbst bin nach Hamburg gegangen – vor eineinhalb Jahren schon. Habe mich für „was Neues“ entschieden – wieso?
Manchmal weiß ich es nicht, hatte ich doch wahrscheinlich „den Job meines Lebens“! Zumindest wird es wohl der mit dem meisten „Herzblut“ sein, der, in dem ich am meisten gelernt habe, in dem ich die intensivsten Stunden hatte – das größte Zittern und die überwältigensten Momente! Nach 6 Jahren studieren habe ich hier Hildesheim kennen – und lieben - gelernt, auch wenn mir das bis heute kaum jemand glaubt! Ich habe mich wohl gefühlt, mochte es, in der Fußgängerzone bekannte Gesichter zu sehen und gekannt zu werden. Auch wenn das bedeutete, dass man nirgendwo mehr so richtig „unbeobachtet“ war. Wieso also weg? Wenigstens einen Grund kenne ich – und werde ihn im Herbst heiraten:-)
Tonkuhle werde ich sicherlich nie aus den Augen, Gedanken und Ohren verlieren.

Agnes Hiller war Mitbegründerin und von 2003 bis 2007 Geschäftsführerin des Senders. Sie arbeitet jetzt als Referentin für Öffentlichkeitsarbeit für die SPD-Bürgerschaftsfraktion im Hamburger Rathaus.


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