Lokalradio und kommunales Archiv

Archive sind das „Gedächtnis“ der Verwaltung. Sie sind darüber hinaus auch das kollektive Gedächtnis einer Gesellschaft, wenn sie nicht nur das in den „Behörden“, für die das jeweilige Archiv zuständig ist, entstandene und archivwürdig befundene Schriftgut aufbewahren, sondern darüber hinaus auch die vielfältigen anderen Lebensäußerungen einer Gesellschaft in den Blick nehmen und Wichtiges davon für die Zukunft sichern. Das in den Archiven aufbewahrte Material zeigt sich gerade in den Kommunalarchiven, die besonders „dicht“ am alltäglichen Geschehen sind, in einer besonders großen Vielfalt.

Das Stadtarchiv Hildesheim gehört zu den größten und bedeutendsten Kommunalarchiven Norddeutschlands. Es enthält an die 3 Kilometer Akten, rund 10.000 Urkunden, ca. 3.500 Amtsbücher und Handschriften, rund 300 Regalmeter Zeitungen seit 1619 sowie zahlreiche Sammlungen, insbesondere genealogische, heraldische und zeitgeschichtliche Sammlungen, dazu Postkarten, Plakate, Flugblätter und eine gewaltige Zeitungsausschnitt-Sammlung. Außerdem unterhält es ein Fotoarchiv mit rund 50.000 Fotografien, darunter Fotonachlässe wichtiger Fotografen und Bildberichterstatter Hildesheims, die kontinuierlich digitalisiert werden, und ein Filmarchiv.

Neben diesen Unterlagen, die zum Teil als „optisches Gedächtnis“ der städtischen Gesellschaft angesprochen werden dürfen, gibt es seit langem auch schon eine archivische Überlieferung von diversen Tonträgern, Schallplatten und Hörkassetten. Zu letzteren zählen die Mitschnitte der Ratssitzungen seit den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts.

Diese Archivbestände, die wir als „akustisches Gedächtnis“ der Stadt bezeichnen könnten, haben in den letzten Jahren wichtige Ergänzungen erfahren: Mit Radio Tonkuhle, das es nun bereits seit 5 Jahren gibt, wurde schon kurz nachdem es auf Sendung gegangen war, Kontakt aufgenommen: auch Radiosendungen über Hildesheimer Themen, von Hildesheimer Autoren, können von archivischem Interesse, also „archivwürdig“ sein. Sie gehören zum breiten Spektrum von lokalen „Lebensäußerungen“, die – in Auswahl – bestimmte Aspekte vergangener Wirklichkeit dokumentieren, und die für nachwachsende Generationen einmal von besonderem Interesse sein können. In der Konsequenz dieser Überlegung hat das Stadtarchiv Hildesheim für Radio Tonkuhle einen eigenen „Bestand“ angelegt, der die Signatur 599-4 trägt. Unter dieser Signatur findet man bislang 29 digitale Tonträger mit Mitschnitten und Produktionen des Senders, darunter auch das Eröffnungsprogramm des Senders vom Gründungsjahr 2004.

Auch in Zukunft wird das Stadtarchiv bemüht sein, geeignetes Material, das die Arbeit des Senders dokumentiert, zu übernehmen und dem hier angelegten Bestand hinzuzufügen, damit es der Nachwelt auf Dauer bewahrt wird und genutzt werden kann.

Herbert Reyer


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